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Muss das sein?!

Geschrieben von Caroline Günther | 27.12.2019

Sprache hat einen enormen Einfluss darauf, wie wir etwas wahrnehmen. Sie vermittelt Botschaften, die persönliche Ansichten und Erwartungen beinhalten. Dass Sprache Realität schafft, macht sich zurzeit bei einem Thema besonders bemerkbar: Geschlechtergerechter Kommunikation.

Den sensiblen Umgang, nicht nur mit dem dritten Geschlecht, sondern auch mit 50 Prozent der Bevölkerung – Frauen – haben sich auch die Stadtwerke Halle (Saale) auf die Fahne geschrieben. Das kommunale Unternehmen hat sich Ende 2018 dazu entschlossen, die Möglichkeiten von geschlechtergerechter Sprache durch eine Arbeitsgruppe ausloten und prüfen zu lassen. 

Stadtwerke Halle führen geschlechtergerechte Sprache ein

Nach Monaten intensiver Arbeit konnte im September 2019 der fertige „Leitfaden zur geschlechtergerechten Kommunikation“ von der Unternehmensgruppe verabschiedet werden. „Wir möchten durch einen sensiblen Sprachgebrauch aktiv zur Gleichberechtigung der Geschlechter und zu einer wertschätzenden Ansprache aller beitragen“, zeigt sich Matthias Lux, Geschäftsführer der Stadtwerke Halle GmbH, vom positiven Ergebnis der Arbeitsgruppe überzeugt. Die Implementierung in der Unternehmensgruppe erfolgt schrittweise: Den Anfang macht die interne Kommunikation, damit sukzessive ein Gewöhnungseffekt bei der Belegschaft eintritt. Dabei sollen sowohl zentrale (Rundschreiben, Newsletter, Verfahrensanweisungen) als auch dezentrale (Leitungsrunden, Teammeetings) Kommunikationskanäle integriert werden. 

Gemischte Gefühle im Unternehmen

Die Gründung einer Gender-Arbeitsgruppe sowie das Vorhaben, geschlechtergerechte Kommunikation im Unternehmen einzuführen, rief bei den rund 3000 Angestellten der Unternehmensgruppe gemischte Gefühle hervor. Einigen fällt die Umstellung auf ein anfänglich kompliziert erscheinendes System der Ansprache schwer, weil die Notwendigkeit (noch) nicht erkannt wird. Andere hatten bisher keine Berührungspunkte mit dem Thema, lassen sich von Nutzen und Wichtigkeit einer geschlechtersensiblen Kommunikation begeistern. 

„Wir wissen, dass es nicht leicht ist, den gewohnten Sprachgebrauch umzustellen.“ Matthias Lux Geschäftsführer, Stadtwerke Halle GmbH

Doch diese Überzeugungsarbeit braucht Zeit und der Prozess sollte nicht übereilt werden. „Wir nehmen unsere Selbstverpflichtung zur umfassenden Umsetzung der geschlechtergerechten Sprache sehr ernst. Dennoch wissen wir, dass es nicht leicht ist, den gewohnten Sprachgebrauch umzustellen. Daher gibt es für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Möglichkeiten der Unterstützung – zum Beispiel Ansprechpersonen aus der Arbeitsgruppe, die bei Fragen zur Verfügung stehen, sowie Schulungsangebote, in denen geschlechtergerechtes Formulieren in einem geschützten Raum geübt werden kann“, erläutert Lux das weitere Vorgehen. Die vollständige Implementierung wird bis Mitte 2020 abgeschlossen sein.

Neben dem Leitfaden wurde ein FAQ für die interne und externe Kommunikation entwickelt, der der Belegschaft im Kundenkontakt zur Verfügung gestellt wurde und auch online öffentlich abrufbar ist. Perspektivisch soll der sensible Umgang mit den verschiedenen Geschlechtern auch außerhalb der Unternehmenskommunikation umgesetzt werden. Hier geht es beispielsweise um Lösungen für die Nutzung von Toiletten oder Umkleidekabinen im Hinblick auf Menschen, die sich als divers identifizieren.

Dieser Artikel erschien erstmalig am 09.12.2019 in der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).

Noch Fragen? 

Lots* unterstützt Sie gern beim Aufsetzen eines Prozesses zur Geschlechtergleichstellung. Für einen ersten Eindruck lesen Sie einfach unseren Leitfaden für geschlechtergerechte Kommunikation.