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Beteiligung neu gedacht – Online-Sprechstunden

Geschrieben von Conrad Rethfeld | 17.08.2020

Abstandsregelungen und Einschränkungen sozialer Kontakte haben dazu geführt, dass digitale Formate des gemeinsamen Austausches und der Zusammenarbeit keine Zukunftsidee mehr sind, sondern ein Teil unseres alltäglichen Lebens.

Kontakt zu Bürger*innen digital gestalten 

Um den direkten Kontakt zur Bevölkerung aufrecht zu erhalten, nutzen mittlerweile einige Politiker*innen Online-Sprechstunden. Gab es diese zwar schon vor den aktuellen Abstandsregelungen – beispielsweise die 2013 etablierte digitale Sprechstunde des politik-digital e. V., ergeben sich momentan neue Bedürfnisse, die eine rasche Verbreitung dieses Kommunikationsformats begünstigen.

Wie läuft eine Online-Sprechstunde ab?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den digitalen Austausch zu gestalten: Eine Variante ist der Livestream, in dem der*die Politiker*in zuvor eingesandte Fragen beantwortet. Etwas dynamischer erweist sich die Kombination aus Livestream und Live Chat. Die wohl unmittelbarste Möglichkeit des Austausches ist jedoch der Videoanruf, in den sich Teilnehmende per Telefon oder Internet einwählen, um ein direktes Gespräch mit dem*der Politiker*in zu führen. Zu Sprechstunden, die sich mit einem spezifischen Thema beschäftigen, werden oftmals weitere Expert*innen eingeladen, die dem Gespräch noch mehr Dynamik und Informationsgehalt verleihen.

Die Vielfalt der Varianten spiegelt sich auch in den technischen Lösungen wider: Facebook, Zoom und Instagram live sind weit verbreitet. Doch auch WebEx und Google Hangouts werden immer beliebter. Einige Tools ermöglichen die Teilnahme sowohl über das Internet als auch übers Telefon. Ein Vorteil haben alle digitalen Lösungen gemeinsam: Sie können aufgenommen und archiviert werden. Auf diese Weise erhalten auch Bürger*innen Zugang, die an dem Termin nicht teilnehmen konnten.

Ein Format für alle?

Ob Staatssekretär*in, Mitglied des Bundestages, Parteivorsitzende*r, Bürgermeister*in, Landtagsvertreter*in oder Kommunalpolitiker*in: Das Bedürfnis, einen direkten Draht zu den Menschen aufrecht zu erhalten, ist überall und parteiübergreifend präsent.

So gibt es digitale Sprechstunden, in denen sich Politiker*innen allgemeinen Fragen der Bürger*innen stellen, aber auch Formate zu konkreteren Geschehnissen wie Bauprojekte oder politische Entscheidungen. Ebenso wird der Austausch mit lokalen Unternehmen und Betrieben digitalisiert sowie die Diskussionsrunde mit den Parteikolleg*innen.

Schaut man sich die vierstelligen Klickzahlen und Anzahl der Kommentare unter den archivierten Bürger*innensprechstunden auf Facebook an, so scheint das digitale Format auch bei den Menschen gut anzukommen. Die hohe Beteiligung lässt sich zum einen durch das gestiegene Informationsbedürfnis während der letzten Monate erklären – andererseits ist die Teilnahme ohne Anfahrtsweg eben auch sehr komfortabel.

Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass gerade ältere Menschen im Umgang mit digitaler Technik ungeübt sind. Hier müssen Unterstützungsangebote bereitgestellt werden, damit die Politik auch weiterhin alle erreichen kann.

Digitale Formate: Eine Chance für demokratische Vielfalt

Digitale Bürger*innensprechstunden zeigen, wie trotz Abstandsregelungen ein kreativer und produktiver Austausch zwischen Politik und Bevölkerung möglich ist. Es ist sinnvoll, digitale Formate auch darüber hinaus zu forcieren, da sie Beteiligung für einige Menschen erleichtern und archivierbar sind. Digitale und analoge Formate können natürlich auch miteinander verbunden werden, um eine Vielzahl an Interessierten abzuholen.