Wohnkonzepte im ländlichen Raum – mit Innovation und Dialog zu neuen Perspektiven

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Wie wollen wir künftig wohnen, leben und arbeiten? Und was bedeutet es zukunftsfähig zu sein? Diese Fragen wurden im Oktober 2022 beim Future Districts Summit (des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO) in München diskutiert. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr (StMB) hat bereits Anfang des Jahres 2022 das Modellprojekt LANDSTADT BAYERN ins Leben gerufen. Dieses nimmt gezielt den ländlichen Raum in den Blick. Lots* berät das Projektteam bei der Umsetzung des Wettbewerbsverfahrens, beim organisierten Erfahrungsaustausch der Kommunen untereinander sowie bei der medialen Begleitung und Öffentlichkeitsarbeit.  

Modellprojekt LANDSTADT BAYERN – Worum geht es?

Die deutschen Großstädte wachsen und stehen in Zeiten von Wohnungsnot, Platzmangel und Klimawandel unter besonderem Druck. Gleichzeitig zieht es viele Menschen aufs Land oder in kleinere und mittlere Städte, wo sie mehr Wohnqualität, Naturnähe und Freizeitmöglichkeiten finden. Kleinere Städte und Gemeinden bieten große Potenziale für neuen Wohnraum und neue Arbeitsplätze. 

Ziel des LANDSTADT BAYERN-Projekts ist es, kleinere und mittlere Kommunen bei der Entwicklung von Quartieren zu unterstützen, die Leben, Arbeiten und Mobilität miteinander verknüpfen. Es gilt die Vorteile des Stadtlebens mit der Lebensqualität auf dem Land zu verbinden. Im Fokus stehen dabei vorhandene Brachflächen – Neuausweisungen auf der „grünen Wiese” sollen in Zeiten des Klimawandels möglichst vermieden werden. Gefragt sind daher zeitgemäße Konzepte und Ideen für die Daseinsvorsorge, für Mobilität und Verkehr, Digitalisierung und Smart City sowie Klimaanpassung, Ökologie und Energie. Denn alles, was entsteht, muss anpassungsfähig und widerstandsfähig sein. Das spüren wir inmitten der aktuell zusammenkommenden Krisen aus Krieg, Klimawandel und Corona-Pandemie sehr deutlich. Resilienz ist das Wort der Stunde.  

Was bisher geschah 

Das StMB hat im Februar 2022 einen Wettbewerb für das Modellprojekt ausgelobt und bayerische Städte und Gemeinden mit bis zu 100.000 Einwohner*innen zur Bewerbung aufgefordert. Bis Anfang April konnten sich Interessierte mit ihrer Idee digital oder postalisch zur Teilnahme bewerben. Auf dem Tisch des Auswahlgremiums landeten Projektideen für ganz unterschiedliche Entwicklungsflächen. Darunter sind ehemalige Bahnhofs- und Industrieareale, eine alte Gärtnereifläche bis hin zu einer früheren Spinnerei. Das Auswahlgremium tagte im Mai. Die Vertreter*innen des Bayerischen Gemeindetages und des Bayerischen Städtetages, Fachexpert*innen und die Projektgruppe des StMB entschieden sich am Ende einvernehmlich für zehn Modellkommunen.  

Mit dabei sind die Gemeinden Spiegelau, Neukirchen, Wildpoldsried und die Städte Landsberg am Lech, Dorfen, Geiselhöring, Weiden, Roth, Münnerstadt sowie der Markt Mainleus – in einer Größenordnung von 2.500 bis 30.000 Einwohner*innen. Die Modellkommunen werden auf der Projektwebsite einzeln vorgestellt. Das Brand Design und den Imagefilm hat die Münchener Designagentur fantomas entwickelt.

Stmb

Zur Auftaktveranstaltung am 23. Juni nahm Staatsminister Christian Bernreiter die zehn Kommunen offiziell in das Modellprojekt auf. Seither erarbeiten die Projektverantwortlichen zusammen mit interdisziplinären Planungsteams Konzepte für ihre Entwicklungsflächen. Dabei sollen die Bürger*innen vor Ort intensiv eingebunden werden. Denn wer Erfolg haben will, braucht die Beteiligung aller Betroffenen – je frühzeitiger, desto besser. 

Fachliche Beratung, Vernetzung und Dialog 

Zu den größten Herausforderungen für Bauplanungsprojekte zählen finanzielle und bürokratische Hürden. Während der Konzeptphase erhalten die Modellkommunen fachlich vernetzte Beratung zu fünf Innovationsfeldern durch ein Expert*innengremium. Schließlich braucht modernes Wohnen und Arbeiten auf dem Land die Digitalisierung genauso wie Strategien zur Klimaanpassung und die Mobilitätswende. Um alle Innovationsfelder optimal zu nutzen und zu verbinden, wird nicht zuletzt eine belastbare Datenbasis benötigt. 

Die Planungsverfahren werden mit Fördermitteln in Höhe von bis zu 80 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten unterstützt. Dabei haben die LANDSTADT BAYERN-Kommunen auch Vorbildcharakter für die Entwicklung anderer Städte und Gemeinden im ländlichen Raum. 

Ein weiteres zentrales Anliegen ist der Austausch der Kommunen untereinander, um Aushandlungsprozesse vor Ort zu erleichtern, jenseits von Bezirksgrenzen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe LANDSTADT DIALOGE treffen die Projektverantwortlichen der Modellkommunen alle zwei Wochen digital für Vorträge, Austauschformate und Workshops zusammen. Lots* konzipiert und moderiert die interaktiven Workshops. Außerdem beraten wir die Kommunen bei Bedarf und individuell zu Fragen der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit. Gerade in kleineren Gemeinden und Städten ist es sinnvoll, die regionalen Medien mit ins Boot zu holen, um auf das Vorhaben aufmerksam zu machen.  

Wie geht es weiter? 

Die erarbeiteten Ergebnisse sollen im Sommer 2023 im Rahmen einer Zukunftskonferenz präsentiert werden. Anschließend werden die Siegerbeiträge der einzelnen Wettbewerbs- und Planungsverfahren hinsichtlich Innovation und Umsetzbarkeit vor Ort überprüft. Das Auswahlgremium wird besonders zukunftsweisende, umsetzbare Projektideen im Rahmen einer Abschlussveranstaltung prämieren. Die Projektstädte und -gemeinden können eine fachliche und finanzielle Unterstützung im Rahmen bestehender Programme und Fördermittel durch das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr und ggf. weiterer Ressorts erwarten. So leistet das Projekt LANDSTADT BAYERN seinen Beitrag zum Diskurs über die „Quartiere der Zukunft“. 

Bilder © StMB 

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Steffi Gretschel

Als leidenschaftliche Kommunikatorin und Strategin berät Steffi Organisationen, komplexe Sachverhalte zielgruppengerecht aufzubereiten – ganzheitlich und mit viel Fingerspitzengefühl.

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