Das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze kommt. Auch wenn das kurzfristige Ziel von 50 Prozent erneuerbaren Energien in den Netzen bis 2030 kassiert wurde – bis 2045 müssen die Netze klimaneutral sein. Und: Alle Kommunen müssen jetzt einen Kommunalen Wärmeplan (KWP) vorlegen – die mit mehr als 100.000 Einwohner*innen bis 2026, die kleineren ab 10.000 bis 2028. Doch dabei stehen sie vor einem großen Problem: dem Fachkräftemangel. Und der zieht sich durch alle Bereiche dieser Planung für eine zukunftssichere Energieversorgung.
Der Übergang zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Wärmeversorgung erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte, die Planung, Umsetzung und Kommunikation der Maßnahmen unterstützen. Insbesondere in der kommunalen Wärmeplanung sind verschiedene Fachkräfte wie Facharbeiter*innen, Planer*innen, Ingenieur*innen, Kommunikationsexpert*innen und Energieberater*innen unerlässlich. Allerdings ist der Arbeitskräftemangel in diesen Bereichen eine der größten Herausforderungen für eine erfolgreiche Wärmewende.
Statistische Daten belegen den Arbeitskräftemangel. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) schätzt, dass bis zum Jahr 2030 in Deutschland ein Bedarf von mindestens 50.000 zusätzlichen Fachkräften im Bereich der erneuerbaren Energien entsteht. Dieser Mangel zieht sich durch alle Berufsgruppen.
Handwerker*innenmangel überall
Fachpersonal ist für die Installation und den Betrieb von nachhaltigen Heizsystemen wie Wärmepumpen, Solarthermieanlagen oder Biomasseheizungen verantwortlich. Derzeit besteht jedoch ein deutlicher Mangel. Um diesem Problem entgegenzuwirken, müssten verstärkt Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme entwickelt werden, um die Zahl des Fachpersonals im Bereich der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Doch davon ist bisher wenig zu spüren – trotz einer großen Kampagne, die der Zentralverband des SHK-Handwerks im Jahr 2022 gestartet hat.
Die Zahlen sind ernüchternd: Bis 2030 werden 30.000 Fachkräfte alters- oder krankheitsbedingt aus dem SHK-Handwerk ausscheiden – der zentralen Säule für die praktische Umsetzung vor Ort. Wärmepumpen und andere fortschrittliche Heiztechnologien erfordern in der Regel einen höheren Installationsaufwand: etwa 2,5 Arbeitstage im Vergleich zu einem Arbeitstag bei Brennwerttechnik mit fossilen Brennstoffen. Nach Schätzungen des Zentralverbands des Deutschen Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks (ZVSHK) wären daher bis 2030 60.000 neue Arbeitskräfte erforderlich, um einerseits die wegfallenden zu ersetzen und andererseits die höheren Anforderungen erfüllen zu können.
Und: Derzeit sind nach Angaben des ZVSHK nur 15 Prozent der SHK-Handwerker*innen in der Lage, eine Wärmepumpe fachgerecht zu installieren.
Bei Planer*innen und Ingenieur*innen sieht es nicht besser aus. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt auch hier in den kommenden Jahren einen Anstieg des Fachkräftemangels. Schon heute können Kommunen aufgrund des Arbeitskräftemangels nicht auf ausreichend qualifiziertes Personal zurückgreifen, etwa, um Bauanträge abzuarbeiten oder Gutachten einzuholen. Die Folge sind Verzögerungen bei der Umsetzung von Projekten und eine langsamere Wärmewende insgesamt.
Auch in der Kommunikation wird es eng
Ein weiterer Bereich, der vom Arbeitskräftemangel betroffen ist, ist die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Kommunikationsexpert*innen spielen eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Vorteile einer nachhaltigen Wärmeversorgung und bei der Überzeugung der Bürger*innen, sich an den Maßnahmen zu beteiligen. Das Fehlen von qualifizierten Fachkräften in diesem Bereich wird zu unzureichenden Informationen und mangelnder Akzeptanz führen.
Energieberater*innen spielen ebenfalls eine Schlüsselrolle bei der Beratung von Privathaushalten, Unternehmen und Kommunen zur Umstellung auf nachhaltige Heizsysteme. Allerdings ist auch hier ein Mangel an qualifiziertem Personal zu beobachten, was die Beratungskapazitäten einschränkt.
Kaum Datenexpert*innen am Markt
Datenerfasser*innen und Statistik- sowie Software-Expert*innen stehen ganz am Anfang des KWP. Auch sie sind, wenig überraschend, „Mangelware“. Seit Jahren ist die Anzahl der Absolvent*innen in diesen Bereichen an den Universitäten rückläufig. Und: Es gibt in der freien Wirtschaft Unternehmen, die deutlich höhere Gehälter für diese Expert*innen bezahlen als etwa freie Planer*innen oder Kommunen.
Das alles kumuliert sich durch das neue Gesetz auf die Jahre 2026 und 2028. Kommunen, die sich auf diese Fristen einlassen, laufen Gefahr, dass dann alle alles machen wollen – sprich: Es wird am Markt überhaupt keine Kapazitäten geben, um das Gesetz zu erfüllen.
Deshalb ist es ratsam, dass die Kommunen schon heute mit dem Kommunalen Wärmeplan beginnen und sich die Expert*innen holen, die sie brauchen. Und dort, wo diese nicht verfügbar sind, in der eigenen Verwaltung oder den entsprechenden kommunalen Unternehmen weiterzubilden. Sonst gibt es am 31. Dezember 2026 bzw. 2028 ein böses Erwachen.